Café Haltepunkt in Trier - Offenes Ohr für Frauen in Not
Reportage der SWR-Landesschau Rheinland-Pfalz,
Autorin: Catherine von Westernhagen
Psychische Probleme, Gewalt und andere Krisen stürzen Betroffene oft in Einsamkeit und dunkle Zeiten. Seit 20 Jahren hat in Trier das Café Haltepunkt seine Türen für Frauen in Not geöffnet. Hier finden sie einen geschützten Raum und professionelle Hilfe, um sich im Alltag wieder zurecht zu finden.
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Stefanie war lange in ihrem Leben auf der Überholspur. Nach dem Studium arbeitete sie als Managementassistentin - eine Zeit voller Stress. Sie wollte immer alles perfekt machen, doch irgendwann streikte ihr Körper. Sie wurde krank, verlor ihren Job. Soziale Isolation, Einsamkeit und Leere folgten. Erst das Café Haltepunkt sorgte für einen Lichtblick.
Gemeinsam gegen die Leere
Im Internet hatte Stefanie recherchiert und ist schnell auf das Café Haltepunkt gestoßen: "Ich habe dann gedacht, das probiere ich einfach mal aus." Doch beim einmaligen Besuch blieb es nicht. Stefanie fand hier wieder Halt. Vor allem die Gespräche mit den Mitarbeitern und anderen Betroffenen waren für sie wichtig: "Es ist halt ein Unterschied, ob man jetzt alleine zu Hause ist und dann nur die Wand anstarren kann oder ob man dann wieder den sozialen Kontakt pflegen kann", sagt Stefanie heute. Sie hat auch dank des Cafés Haltepunkt ihre Ängste besiegen können und für sich neue Lebensfreude entdeckt.
Betroffene beim Basten und Malen
Kreativ sein und etwas eigene schaffen - für viele ein gutes Gefühl.
Das Café Haltepunkt wird vom Trierer Sozialdienst Katholische Frauen (SKF) betrieben. Fünf Hauptangestellte und bis zu zehn Ehrenamtliche kümmern sich um Frauen, die Krisen durchlaufen. Pro Tag kommen rund 20 Frauen durch die Eingangstür des Cafés und können verschiedene Angebote in Anspruch nehmen. Vom gemeinsame Kochen und Frühstücken bis zur Entspannungsübung ist alles dabei. Ein wichtiges Angebot ist die Notaufnahmestätte, denn das Café Haltepunkt richtet sich auch ausdrücklich an Obdachlose. Sie können hier auch in der Nacht bleiben. Bis zu sieben wohnungslose Frauen können gleichzeitig übernachten.
Betroffene brauchen Vertrauen
Gemeinsam entspannen und den Sorgen des Alltags entfliehen.
Gemeinsam den Sorgen des Alltags entfliehen.
Seit 1996 ist das Café Haltepunkt für Frauen in Trier eine Anlaufstelle. Der Geschäftsführung des SKF Regina Bergmann ist das Miteinander sehr wichtig. Viele Frauen suchten hier nach einem Ansprechpartner, dem sie vertrauen können. "Ohne das irgendjemand sie mit irgendwelchen Ansprüchen konfrontiert", sagt Bergmann. Erst danach könnten sie anfangen, ihre Situation zu klären und zu ändern.
Stefanie geht bereits seit einem Jahr in das Café Haltepunkt. Mittlerweile arbeitet sie auch ehrenamtlich mit. Sie kümmert sich um eine Kleiderkammer. Die Aufgabe macht ihr Spaß: "Es gibt einem ein gutes Gefühl, dass man doch etwas tun kann", sagt Stefanie. Sie hat - wie andere Trierer Frauen auch - mit dem Café Haltepunkt ein Stück Heimat gefunden.
Autorin: Catherine von Westernhagen | Online: Pascal Kiss
Stand: 18.10.2016, 11.45 Uhr
Veröffentlicht in Aktuelles / Presse