„Stolz und sprachlos über diese Ehre“
Was bedeutet für Sie, die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SkF, diese Auszeichnung?
Zunächst einmal sind wir sehr stolz und ein wenig sprachlos. Und wir freuen uns, dass der Preis dieses Mal bei uns in der Region bleibt.
Tatsächlich, mit einer solchen Ehre haben wir nicht gerechnet! Für uns ist diese Auszeichnung Bestätigung dessen, was wir tun und wie wir es tun.
Unser Handeln richtet sich nach den Erfordernissen der Hilfesuchenden. Wir versuchen, ihre Perspektive einzunehmen und entwickeln unsere Unterstützungsangebote danach weiter, was sie brauchen.
Die Krisen der vergangenen Jahre haben allzu oft gezeigt, dass Menschen am Rande der Gesellschaft in schwierigen Zeiten kaum noch gesehen werden. Dies hat vor allem Frauen getroffen. Besonders prekär war die Situation obdachloser Frauen während der Corona-Pandemie. Wir haben reagiert, wo die Politik diese Gruppen vergessen hat, und unsere Angebote angepasst, weil es unsere Aufgabe ist.
Auch in der jetzigen Krise kumulieren die Probleme für sozial benachteiligte Menschen: So wird bezahlbarer Wohnraum immer rarer. Einkommensschwache Familien werden immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Kindergrundsicherung wird kontrovers diskutiert und vieles mehr.
Die aktuellen gesellschaftlichen Probleme sind tatsächlich Themen, mit denen auch Oswald von Nell Breuning sich zu seiner Zeit bereits in unglaublicher Klarheit und Eindeutigkeit befasst hat. Viele seiner Aussagen haben nach wie vor Gültigkeit und sind universell anwendbar als Denkmodell.
Sie halten in Trier ein breites Angebot für Frauen in Not vor Für welche aktuellen Schwerpunkte wurde Ihnen der Preis verliehen?
Der Preis wurde uns insgesamt für die Art und Weise, wie wir arbeiten, verliehen. Mit der Nachricht, dass wir Preisträgerin 2023 sind, haben wir uns unsere Arbeit, auch unter dem Blickwinkel der Prinzipien Oswald von Nell Breunings, neu angeschaut.
Dabei fällt sofort das Prinzip des "Denkens vom Menschen her" ins Auge, also der Ansatz, Not zu sehen und Abhilfe zu schaffen. Was wir aus eigener Kraft schaffen, setzen wir um. Damit entsprechen wir den Prinzipien der Subsidiarität, dem wohl bekanntesten Prinzip Oswald von Nell Breunings, und der Solidarität.
Mit unserem Handeln vor Ort in Trier haben wir den Sozialdienst katholischer Frauen als bundesweit tätigen katholischen Frauenfachverband sichtbar gemacht. Der Preis geht ja auch zu gleichen Teilen an uns und den SkF-Gesamtverein, der sich politisch positioniert und sich offensiv zu sozialpolitischen Entwicklungen und Problemen äußert.
Aber auch unser starkes ehrenamtliches Engagement hat sicher eine Rolle gespielt. Unsere 190 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten Hand in Hand mit über 300 Ehrenamtlichen. Gemeinsam erreichen wir ca. 4500 Menschen pro Jahr, vor allem Frauen und Kinder, die unsere Hilfe und Unterstützung brauchen.
Welche Aufgaben werden Sie in Zukunft anpacken?
Zum einen werden wir uns aktiv mit dem Werk Oswald von Nell Breunings auseinandersetzen und den Preis in Ehren halten. Wir werden auch unsere Dienste weiter entwickeln und aktiv auf Notsituationen reagieren. Dabei ist es uns wichtig, auch in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv zu bleiben und auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.
Da die sozialen Probleme wachsen, werden wir kreative Lösungen finden müssen. Wir wissen derzeit noch nicht, was auf uns alle noch zukommen wird und wie dramatisch die Folgen der Wohnungsknappheit, des Klimawandels oder der wachsenden Armut sein werden. Unsere Aufgabe sehen wir darin, aufmerksam hinzuschauen und zeitnah zu reagieren. Dazu zählt zum Beispiel auch, unsere Gebäude und unsere Grünflächen klimafreundlich und nachhaltig zu gestalten und die Frauen und Kinder in unseren Einrichtungen aktiv daran zu beteiligen. Dabei ist die Beteiligung der betroffenen Menschen unverzichtbar: Nur so kann Veränderung gelingen.
Interview: Gaby Jacquemoth
Veröffentlicht in Aktuelles / Presse